Die Kinderkrippe Avalon ist laut ihrer Konzeption eine waldorfpädagogisch geführte Einrichtung, die primär auf der Grundlage der Menschenkunde Rudolf Steiners (dem Begründer der Waldorfpädagogik) arbeitet und sekundär sich an dem pädagogischen Impuls Emmi Piklers im Bereich „Kleinkind-Pädagogik“ orientiert.
a) Pädagogische Schwerpunkte: Das Kind im Mittelpunkt der Einrichtung
- Vorbild und Nachahmung: Das Kind lebt mit seinem ganzen Wesen in der Nachahmung. Seine Vorbilder sind die Erwachsenen, deren Handlungen, Worte, Gesten, ja sogar Gedanken das Kind sich nachahmend „einverleibt“.
- Das frühkindliche Lernen: Um der besonderen Natur des frühkindlichen Lernens in bestmöglicher Weise entgegenzukommen, ist es notwendig, im Umkreis des Kindes einen Lebensraum zu gestalten, der reich ist an Anregungen und Erfahrungsmöglichkeiten handgreiflicher Art. Durch dieses Lernen am und durch den Leib, wird er strukturiert und ausgestaltet.
- Das natürliche Spielmaterial und die Sinnespflege: Lernen durch Nachahmung setzt Sinnesentwicklung voraus. Deswegen wird in einer Waldorfeinrichtung besonders Wert auf die Förderung der Sinnesentwicklung gelegt. Sinneseindrücke und deren Verarbeitung sind die Basis für die geistige und seelische Entfaltung eines Menschen. Für eine gesunde Entwicklung ist die Ausdifferenzierung der vier so genannten Basalsinne (Tast-, Lebens-, Gleichgewichts- und Bewegungssinn) bis zur Schulreife von ganz besonderer Bedeutung.
- Pädagogische Gestaltung der Umgebung: Das Hauptanliegen der Pädagogen der Einrichtung ist gemäß der Waldorfpädagogik auf die Bedürfnisse der Kinder einzugehen und durch die persönlich freie, pädagogische Gestaltung von Innen- und Außenräumen eine gesunde Entwicklung des Kindes, sowohl als Individuum als auch als soziales Wesen, zu ermöglichen und zu fördern. Die Pädagogen achten auf eine liebevolle, geordnete und gepflegte Umgebung. Der Gruppenraum soll für die Kinder eine Art Schutzraum (Hülle) sein, in dem sie Wärme und Geborgenheit erleben und Freiräume für Bewegung und Freispiel ermöglicht bekommen. Durch Ordnung und Verlässlichkeit in der unmittelbaren Umgebung aber auch in den rhythmischen Abläufen, lernen die Kinder, dass jedes Ding sein Platz hat, sie schulen und stärken damit nicht allein ihr Gedächtnis und ihre räumliche Orientierung, sondern auch ihr Kohärenz-Erlebnis. (Zusammenfliessen der Selbsterfahrung am eigenen Leib und der Welterfahrung.) (Primärerfahrungen durch die Sinne im Umgang mit der Welt).
- Pflege und Hygiene: Alle grundlegenden Erfahrungen des kleinen Kindes sind Erfahrungen am und durch den Leib. Bei der Pflege des ganz kleinen Kindes legen wir besonderen Wert darauf, dass dies in einem liebevoll, warmen und separaten Raum erfolgt. Hierbei wird die Privatsphäre des Kindes gewahrt und die Erzieherin kann sich so, ohne Ablenkung liebevoll Ihrem Kind zuwenden. Dies vermittelt dem Kind Geborgenheit und Vertrauen und trägt dazu bei, dass das Kind sich in der Krippe wohl fühlt. Wir bieten den Kindern Hilfestellungen bei der eigenen Körperpflege, wie z.B.: Händewaschen und Zähne putzen, sich selbst an- und ausziehen lernen durch stetiges Wiederholen der Hilfestellung. In der Kinderkrippe Avalon möchten wir in Zusammenarbeit mit den Eltern, das Trockenwerden der Kinder mit kindgerechten Toiletten unterstützen, die sich im Gruppenraum befinden, jedoch etwas abgetrennt, nämlich im Wickel- und Waschbereich.
- Beobachtung und Dokumentation: Durch die bewusste Beobachtung jedes einzelnen Kindes erhalten wir wichtige Anhaltspunkte, die uns eine gezielte pädagogische Arbeit mit den Kindern ermöglichen. Jedes Kind hat sein persönliches Tagebuch, in dem jeder Krippentag stichwortartig dokumentiert wird, jedoch nicht starr nach einem bestimmten Schema, sondern von den Erzieherinnen individuell frei gestaltet. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse ermöglichen uns und den Eltern eine individuelle Förderung und Pflege des Kindes.
b) Eingewöhnung
Wir möchten jedem Kind die Zeit geben, sich langsam an die neue Umgebung und die Betreuungsperson zu gewöhnen. Die Eingewöhnungsphase wird ganz dem Tempo des einzelnen Kindes angepasst. Natürlich können wir dieses nur in enger Zusammenarbeit mit den Eltern erreichen. Um eine vertrauensvolle Bindung zu jedem Kind aufzubauen, ist es wichtig, dass zumindest ein Elternteil in den ersten 4 bis 6 Wochen ihr Kind in die Kinderkrippe begleitet, je nach individuellen Bedürfnissen und Notwendigkeiten. Hierbei arbeiten wir sowohl nach einem bewährten Konzept einer Waldorf-Kleinkindgruppe wie auch nach dem so genannten „Berliner Eingewöhnungsmodell“, das von Joachim Laewen (Institut INFANS) entwickelt wurde.
c) Ernährung und Essenszeiten
Gesunde und ausgewogene Ernährung sollte mit der Geburt beginnen. Das gemeinsame Essen und Trinken spielt im Zusammenleben eine bedeutende Rolle. Beim gemeinsamen Essen haben die Kinder Zeit, das Erlebte miteinander auszutauschen und lernen dabei, sich in die Gruppe einzufügen. Alle Nahrungsmittel, die in unserer Einrichtung verwendet werden, beziehen wir überwiegend aus kontrolliert biologischem Anbau & den Stuttgarter Märkten und lokalen Bauern. Unsere Mahlzeiten werden jeden Tag, in unseren eigenen Gruppenküchen von uns selbst frisch, vegetarisch und vollwertig sowie schonend zubereitet. Dabei achten wir auf die Einhaltung einer saisongerechten und abwechslungsreichen Essensgestaltung. Hierbei werden die speziellen Bedürfnisse der Kinder, wie Allergien z.B.: Laktoseintoleranz oder glutenfreie Ernährung berücksichtigt.
d) Die Schlafenszeit:
Für ein kleines Kind ist das schlafen ohne Eltern und in einer neuen Umgebung eine große Aufgabe. Auch daher sollte die Eingewöhnung genug Zeit bekommen und das Kind schon sehr sicher und vertraut sein mit seiner neuen Bezugsperson, bevor es in der Betreuungseinrichtung schlafen muss. Durch Schlafrituale, wie Lieder singen, kleine Schlafgeschichten erzählen oder leiser Musik auf der kleinen Kinderharfe lauschen, werden die Kinder sanft in den Schlaf oder in die Ruhezeit begleitet.
e) Rhythmus und Wiederholung von kleinen Ritualen:
Ein weiterer Schwerpunkt der waldorfpädagogischen Arbeit ist der Rhythmus. Der Mensch ist ein rhythmisches Wesen und er ist frei die Rhythmen zu nutzen im Sinne des Satzes von R. Steiner, dem Begründer der Waldorfpädagogik: „Rhythmus ersetzt Kraft!“Der Tagesablauf, der Wochenablauf und der Jahresablauf der Kindertagesstätte sind rhythmisch gegliedert.
f) Freispiel
Mit freiem Spiel ist ein Spiel gemeint, das sich unbeeinflusst von lehrhaftem und reflektierendem Eingreifen der Erwachsenen vollzieht. Es ist hiermit kein spielerisches Lernen, kein vermitteln intellektueller Inhalte gemeint. Aber auch hier werden viele grundlegende Lebenskompetenzen erworben. Spiel ist für kleine Kinder Arbeit, mit der sie sich die Welt zu Eigen machen.